Georgette Heyer by Serena und das Ungeheuer

Georgette Heyer by Serena und das Ungeheuer

Autor:Serena und das Ungeheuer
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


13

Ein Brief von Lady Theresa folgte der Ankündigung in der Gazette auf dem Fuß. Er war unfrankiert, so daß Serena noch für das Privileg zahlen durfte, zwei Seiten voll Gejammer und Vorwürfen lesen zu dürfen. Nicht einmal Rotherhams Schwester konnte sich seine Verlobung so sehr zu Herzen genommen haben. Lady Theresa empfand sie als persönliche Beleidigung und gab ihrer Nichte die Schuld daran. Was Lady Laleham betraf, gab es einfach keine Worte für ihr schamloses, vulgäres Benehmen. Von dem Augenblick an, da sie mit ihrem Nichts von einer Tochter nach London gekommen war, hatte sie keine Gelegenheit versäumt, sie Rotherham vor die Nase zu stellen – aber wer hätte auch angenommen, daß ein Mann in seinem Alter auf ein hübsches Lärvchen und eine arglose Zunge hereinfallen würde? Lady Theresa prophezeite allen Beteiligten Unheil und hoffte, daß Serena, wenn sie dereinst als alte Jungfer sterben würde, sich ihrer Worte erinnerte und es ihr leid täte. Bis dahin blieb sie ihre sie liebende Tante.

Zwei Tage später erhielt Mrs. Floore einen Brief aus London. Sie traf Serena in der Trinkhalle, ihr Gesicht strahlte, sie drängte ihr diesen Brief von Emily auf und bat sie, ihn zu lesen. «Gott segne sie, ich habe noch nie so einen Brief von ihr bekommen, noch nie!» erklärte sie. «Wie sie aufgeregt ist – ja, sie kann sich einfach nicht fassen! Aber Sie werden es ja selbst lesen!»

Serena nahm den Brief etwas zögernd entgegen, aber der alten Dame lag es offenkundig so sehr am Herzen, daß sie es ihr nicht abschlagen konnte.

Der Brief war weder schön geschrieben, noch gut abgefaßt, aber nichts darin war einem Briefsteller entnommen: Emilys Stimme sprach aus jedem unzusammenhängenden, aber ekstatischen Satz. Für Serena war es der Erguß eines Kindes; und sie hatte fast das Gefühl, daß sie eher die Beschreibung eines dem Kind versprochenen Festes als den Bericht eines Mädchens über seine Verlobung las. Obwohl Rotherhams Name immer wieder auftauchte, geschah dies immer nur im Zusammenhang mit seinem Rang, seinem Reichtum, seinen schönen Häusern, den prächtigen Pferden und dem Neid in den Herzen anderer Damen, daß er erobert worden war. Er hatte sie in seinem zweirädrigen Wagen im Hyde Park ausgeführt, und jedermann machte große Augen, weil es hieß, daß er nie mit Frauen ausfuhr. Als er sie in die Oper führte, war es, als gehe man mit einem Prinzen aus, weil er seine eigene Loge auf dem denkbar besten Platz hatte und jedermann ihn kannte, und es gab kein Warten auf die Kutsche, denn sobald die Lakaien ihn kommen sahen, rannten sie auch schon hinaus, um den Kutscher aufzurufen, und so mußten sie nicht im Vestibül warten oder erst sagen, wer sie seien. Und erst Rotherham House! Wenn Großmama das sehen könnte, wäre sie ganz weg und würde den Kopf darüber schütteln, daß ihre kleine Emily die Herrin eines solchen Haushalts werden würde, darin Gesellschaften geben und oben an der Treppe stehen, mit einer Tiara auf dem Kopf. Es gab einfach Hunderte von Dienern da, einige von ihnen so fein, daß man sie für Gäste hätte halten können, und alle Lakaien in schwarzseidenen Kniehosen.



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